Vom Farbklang und der Klangfarbe zum Würfelprojekt
Die Künstlerin Maja Vieli-Bisig setzt Töne in Visuelles um. Den Ursprung finden ihre Gemälde und Zeichnungen in der Auseinandersetzung mit musikalisch-farbigen Gesetzmässigkeiten, welche sie in den Bereich des Sichtbaren überführt. Damit steht sie in einer Kunst-Tradition, die bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückreicht: In Musik und bildender Kunst werden analoge Gesetzmässigkeiten gesehen.
Maja Vieli-Bisig ist nicht nur Künstlerin sondern auch Musikerin. So entstehen ihre Werke mit dem Wissen um die Nähe von Farbklang und Klangfarbe, und sie hat sich ganz bewusst für ein System entschieden, das die hörbaren Schwingungen in einen sichtbaren Bereich transferiert. Sie schichtet die jeweiligen Farben der Obertöne und des Grundtones lasierend übereinander.So wird den Bildern bei genauerer und intensiverer Betrachtung Tiefe und Raum verliehen, manchmal verstärkt durch verschiedene Strukturen. Seit Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn hat sich Maja Vieli-Bisig mit Akkorden, Intervallen und Tonreihen auseinandergesetzt, aber auch mit dem Reichtum, der Vielschichtigkeit jedes einzelnen Tones, den dieser durch seine Obertonreihe gewinnt, die dann wiederum mit der Farbe des Grundtons überdeckt wird, der ja auch in der Musik das Hauptgewicht ausmacht und das Werk als in sich ruhende Einheit abschliesst.
Dieses System und die damit einhergehende Struktur sind Voraussetzungen, die die Künstlerin nicht einengen, sondern – ganz im Gegenteil – ihr einen geordnete n Rahmen geben, der ihr den individuellen Freiraum für ihre intuitive Arbeit mit den jeweiligen Farben gewährt. Denn wie der Ton innerhalb eines Systems genau definiert ist und – je nach Instrument – dennoch ganz unterschiedlich klingen kann, so ist auch die Farbwirkung in der malerischen Praxis wandelbar und die einzelnen Arbeiten erhalten so eine individuelle Intensität und Tiefe.
Auf der gleichen Farbskala basiert das 2016 entstandene «Würfelprojekt». Maja Vieli-Bisig hat ein Jahr lang jeden Tag mit einem Dodekaeder-Würfel eine Tagesfarbe bestimmt. Durch das Schichten der einzelnen Farben entstanden Monats- und Quartalsbilder von grosser Sensibilität. Diese Reihe von Acrylbildern und Farbstiftarbeiten auf Papier wurden 2017 im ART FORUM UTE BARTH gezeigt.
Bis Ende 2019 wurde weiter gewürfelt, um dann das gesamte Material von über tausend Würfelwürfen wiederum sichtbar und vielleicht auch hörbar zu machen.
In der aktuellen Ausstellung zeigen wir die neuesten Arbeiten der Künstlerin, Farbstift- und Rötelzeichnungen von 2019 bis 2021.
Biografie
1951 geboren in Zürich
1970–1971
Vorkurs der Schule für Gestaltung, Zürich
1973–1975
Besuch der F+F Schule für experimentelle Gestaltung, Zürich Gleichzeitig Ausbildung zur Lehrerin für klassische Gitarre
ab1975
Unterrichtstätigkeit an der Jugendmusikschule der Stadt Zürich
ab 1989
Intensive Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Farbe-Klang“ und dessen Umsetzung in Acrylbilder
seit 1991
freischaffende Künstlerin
Es entstehen Acryl- und Farbstiftarbeiten, welche die Beziehung Ton-Oberton-Farbe zum Thema haben. Stimmbildung und Ausbildung in freier Improvisation. Auftritte mit improvisierter Musik in verschiedenen Formationen.
seit 2016 mit dem Würfelprojekt entstehen Arbeiten, unabhängig von der Tonskala
Solo Shows / Einzelausstellungen
2021
Solo Show, ART FORUM UTE BARTH, Zürich
2017
Solo Show, ART FORUM UTE BARTH, Zürich
2013
Solo Show, ART FORUM UTE BARTH, Zürich
2011
Galerie Zimmermannhaus, Brugg
(mit Michael Eul)
2010
„Frisch“, Visarte, Zürich
2008
„Der Raum ist ein Schwärmen in den Augen, die Zeit ein
Singen in den Ohren.“, Galerie Schlégl, Zürich (mit Nelly Rudin)
2007
Galerie Zimmermannhaus, Brugg
(mit Ruth Senn)
2005
Kunstsalon Wilde Gans, Berlin
2004
Galerie Zimmermannhaus, Brugg
(mit Gido Wiederkehr)
2001
Galerie Schlégl, Zürich
(mit Hans Jörg Glattfelder)
Galerie Zimmermannhaus, Brugg
(mit müller-emil)
1998
Galerie Schlégl, Zürich
1995
Galerie Stadt-Mühle, Bern
1994
Galerie Ruth Allemann, Zürich
1993
Galerie Ruth Allemann, Zürich
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2020 Sommerausstellung, ART FORUM UTE BARTH, Zürich
2018 Wax & Layers, ART FORUM UTE BARTH, Zürich
Kunstszene Zürich
2014
Now, ART FORUM UTE BARTH
Kunst 14 Zürich
Sarah Plimpton mit Maja Vieli-Bisig und Hans Schnorf, ART FORUM UTE BARTH, Zürich
2012
Winter Group Show, ART FORUM UTE BARTH, Zürich
Kunst 12, 18th International Contemporary Art Fair Zurich
2011
Galerie Zimmermannhaus, Brugg
(mit Michael Eul)
2010
Summer Special, Galerie Schlégl, Zürich
2006
TAKE OFF, Hebel 121, Basel
„35“, Galerie Schlégl, Zürich
2003
Concrete Reality and Reflection
Part III, Galerie Schlégl, Zürich
2000 – 2001
Universalkasten, Edition Howeg,
verschiedene Galerien und Museen
in Europa
1999
Im Gedenken an Camille Graeser,
Galerie Schlégl, Zürich
1996
Concrete Reality and Reflection
Part II, Galerie Schlégl, Zürich
1994
46 x Zweidimensional, Haus für
konstruktive und konkrete Kunst, Zürich
1992
Galerie Ruth Allemann, Zürich
Publikationen/Rezensionen
Ingrid Textor, „Geist und Gefühl in harmonischer Balance. Arbeiten auf Papier im Blickfeld“, in: Handelszeitung, Nr.21, 24. Mai 1995. Maja Vieli: Handelszeitung
„Ausstellung Maja Vieli-Bisig vom 8. Sep.-29. Sep. 1995, Stadtmühle-Galerie“, in: Matte-Zytig, September 1995. Maja Vieli: Mattezytig
„Maja Vieli-Bisig“, in: Kunstvorschau, Nr. 5/Jahrg. 1, September 1995. Maja Vieli: Kunstvorschau
„Klingende Farben“, in: Der Bund, 146. Jahrgang/ Nr. 218, 19. September 1995. Maja Vieli: Der Bund
„Maja Vieli-Bisig. Galerie Istvàn Schlégl“, in: TA Züritips, 18.-24. September 1998.
Katalog „Maja Vieli Bisig“, hrsg. von Galerie Schlégl Zürich, mit Text von Martin Kraft, 1998.
„Gesellschaft_Sammlerinnen“, in: Meyers, Nr.24, 15. Juni 2000. Maja Vieli: Meyer’s
Annelise Zwez, „Blicke mit angehaltenem Atem“, in: Kulturmagazin Live der Aargauer Zeitung, 7.-13. Juni 2001. Maja Vieli: Aargauer Zeitung
„Viertes Aargauer Galerie-Projekt“, in: Kunst-Bulletin, Juni 2001.
Lynne Faulstroh, „Dimensionen der Zeit im Erwachen der Farben“, in: Aargauer Zeitung, 12. Juni 2001. Maja Vieli: AargauerZeitung II
„Die Zeit gleichzeitig“, in: General-Anzeiger, 15. Juni 2001. Maja Vieli: General Anzeiger
„Ausloten von Farbtönen und Tonfarben“, in: Aargauer Zeitung, 1. Mai 2004. Maja Vieli: Aargauer Zeitung III
Lynne Faulstroh, „Energie aus den Farben an die Oberfläche holen“, General-Anzeiger, 30. April 2004. Maja Vieli: General Anzeiger II
Agnes Jäggi, „Malerei, die von der Musik ausgeht“, in: Aargauer Zeitung, 30. April 2007. Maja Vieli, Aargauer Zeitung IV
Esther Meier, „Vielschichtige Farbigkeit“, in: General-Anzeiger, Nr. 17, 26. April 2007. Maja Vieli: General Anzeiger III
Elisabeth Feller, „Zwei verschiedene Welten, die mühelos zusammenfinden“, in: Aargauer Zeitung, 1. Juni 2011. Maja Vieli: Aargauer Zeitung V
Das Buch, das Maja Vieli inspiriert hat:
August Aeppli (1915-1954), Lebens-Ordnungen. Farbe, Ton, Form als Offenbarung.
Thalwil: Oesch, 1944
Aeppli beschreibt Zusammenhänge zwischen Tönen/Intervallen/Akkorden/Tonarten und Farben. Beim Lesen sind musiktheoretische Kenntnisse von Vorteil, vor allem, was die Intervallstruktur von Skalen und Akkorden betrifft. Er hat ausführliche Forschungen betrieben und ein eigenes System entwickelt, das die Zusammenhänge zwischen Tönen und Farben erklärt.